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Quo vadis Pressesprecher - Kann heute jeder kommunizieren?

1990. Kein Google. Kein Smartphone. Kein Amazon. Heute unvorstellbar. Die Welt rückt durch den technologischen Fortschritt, durch das Internet, näher zusammen und so hat sich in den letzten 25 Jahren die Unternehmenskommunikation drastisch geändert. Jeder Mitarbeiter kann nun zum Journalist werden. Manch ein YouTube-Star hat mehr Reichweite als die BILD. Unternehmenskommunikation und Marketing buhlen um Macht. Wer bestimmt über Inhalte? Welche Rolle nimmt die Unternehmenskommunikation ein? Das hat die ITK-Fachgruppe des Bundespressesprecherverbands auf dem Kommunikationskongress diskutiert. Lesen Sie hier einige Stimmen.

Zusammen statt alleine loslaufen
Carsten Nillies von Managing Director und Standortleiter Hamburg bei Klenk & Hoursch, sieht bereits im Alltag eine Verschiebung der Zuständigkeiten. „Mehr als 25 Prozent der Aufträge kommen bei uns heute nicht mehr aus den klassischen Kommunikationsabteilungen, sondern vom CEO selbst oder beispielsweise der Marketing- oder HR-Abteilung. Problematisch wird es dann, wenn die Abteilungen sich untereinander dann nicht abgestimmt haben.“

Dem pflichtet auch Jörg Wassink, Leiter des Bereichs PR und Social Media bei Sage, bei: „Eine offene Unternehmenskultur fördert den Austausch. Sich mit HR, Marketing, Support und Vertrieb abzustimmen, ist wichtig, damit Kommunikation effektiv sein kann. Bestes Beispiel sind Kundenumfragen. Wenn jede Abteilung allein losläuft und die Kunden viermal ihre Meinung mitteilen sollen, wirft das kein gutes Bild aufs Unternehmen. Schulungen, Trainings und  Abstimmung bezüglich der Botschaften sind wichtig, um nach außen hin einheitlich zu kommunizieren.“

Ähnlich ist es bei highQ Computerlösungen. Kommunikation ist bei dem mittelständischen IT-Dienstleister ganzheitlich angelegt. Franziska Mayländer, die für die Unternehmenskommunikation zuständig ist, erklärt: „360-Grad Kommunikation ist für uns längst Alltag geworden.“ Überraschend für manche, aber die Frage, wer die Geschicke anleitet, ist klar beantwortet. „Kommunikation sehe ich immer im Lead. Marketing ist ein zusätzliches Mittel, mit dem wir unsere Botschaften umsetzen können. Unser Hauptaugenmerk liegt aber auf Content, auf Stories und Best Practice Use Cases“, erläutert Mayländer.

Vom Pressesprecher zum Projektleiter
Norbert Eder, Leiter Public Affairs & Communications bei GK Software, sieht auch eine deutliche Verschiebung der Rolle des Pressesprechers: „Kommunikatoren nehmen immer mehr die Rolle des Projektleiters ein. Das heißt, man muss z.B. bei Technologieunternehmen oder KMUs die Inhalte selbst erarbeiten und das Projekt managen, um es dann kommunizieren zu können. Ein Beispiel dafür ist „code_n“, bekannt durch die CeBIT.

Vermitteln zu können, das befindet auch Oliver Schwartz, Leiter Unternehmenskommunikation bei der IntelliShop AG als wichtig. Aber nicht nur: „Der Pressesprecher von heute ist durchaus ein Moderator, der zwischen den verschiedenen öffentlichkeitswirksamen Bereichen eines Unternehmens vermittelt. Aber auch wenn mehr kommunikative Aufgaben abgegeben oder geteilt werden, halte ich es für wichtig, dass die Unternehmenskommunikation eine Leitfunktion bei der Vermittlung der Stories und Botschaften des Unternehmens behält.“

Jochen Reinhardt, Pressesprecher bei BWI Informationstechnik, ergänzt: „Was zählt ist, dass die Unternehmenstory so einfach formuliert ist, dass sie jeder versteht. Das ist ganz klar eine Aufgabe der Unternehmenskommunikation. Früher galt das Prinzip „one-voice, one story“. Das funktioniert im heutigen Zeitalter kaum noch. Jetzt heißt es „one-story, many voices“. Wir müssen die Mitarbeiter befähigen, eine konsistente Story zu erzählen.“

Aktive Kommunikation ist angekommen in den Unternehmen
Doch nicht nur einfach soll die Story laut Susanne Baumer, Gruppenleiterin PR & Marketing bei Fraunhofer ESK, sein. „Die Story muss auf die jeweilige Zielgruppe angepasst werden. Kunden, Investoren, Mitarbeiter: Die Story muss für jeden anders erzählt werden“, erläutert Baumer. Für Sie ist der Kommunikator endlich gefestigt im Unternehmen: „Unternehmen werben um Kunden, Investoren, Mitarbeiter und ganz allgemein um ein positives Image in der Öffentlichkeit. Dass dazu aktive Kommunikation wichtig ist, ist inzwischen in allen Abteilungen angekommen. Das ist gut so.“

Text: Jennifer Dreher, PR & Social Media Referentin, Sage